Wir stellen uns vor
Ursula und Peter Wollborn
Im Herbst 2017 verloren wir unsere jüngste Tochter Nicole durch Suizid. Sie war 20 Jahre alt.
Ihr Tod warf uns Eltern, sowie unsere beiden anderen Kinder, in den ersten Monaten aus der Bahn, und bis heute fällt es uns schwer, die ersten Tage danach zu rekonstruieren. Wir alle haben nur noch funktioniert ...
Auf der Suche nach Antworten auf die vielen Fragen begannen wir früh, den Austausch mit anderen trauernden Eltern und Angehörigen von Suizidopfern zu suchen.
Aus unserer Perspektive schienen die verschiedenen Angebote allgemeiner Trauer- und Selbsthilfegruppen passend, doch mussten wir bald erkennen, dass das Thema „Suizid unserer Tochter“ einige Eltern-Trauergruppen vor Herausforderungen stellte. Dies war weder für die Gruppe noch für uns von Nutzen.
Letztendlich fanden wir doch noch eine Selbsthilfegruppe in Düsseldorf, die ausschließlich für Angehörige nach einem Suizid offen ist. Unser erstes Treffen bei der Düsseldorfer AGUS-Gruppe fand ungefähr zwei Monate nach dem Tod unserer Tochter statt. Der persönliche Kontakt und der Austausch mit anderen Betroffenen waren für uns sehr heilsam, und wir konnten viele Einsichten gewinnen, die uns halfen, besser mit unserer Situation umzugehen.
Wir haben uns zunächst im AGUS-Forum angemeldet, später jedoch hauptsächlich in mehreren speziellen, geschlossenen Facebook-Gruppen engagiert, die einen offenen Austausch mit anderen Hinterbliebenen nach einem Suizid ermöglichten. Im Juni 2018 übernahmen wir die Administration einer dieser Gruppen. Seit dem Frühjahr 2022 führen wir diese Gruppe offiziell unter der Schirmherrschaft von AGUS e.V. weiter.
Die Facebook-Gemeinschaft "AGUS-Online - Angehörige um Suizid" bietet Angehörigen nach einem Suizid die Möglichkeit, sich jederzeit mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich dabei auch möglichst gegenseitig den nötigen Halt zu geben.
Ein Raum für die eigene Trauer – hier ist Raum zum Trauern, zum Lachen, und durch intensiven Austausch, auch zum Gewinnen von Zuversicht. Man ist mit seiner Trauer nicht allein und findet Verständnis – und mit seinen bisherigen Erfahrungen kann man zunehmend anderen Angehörigen beistehen.
Leider konnten wir aus zeitlichen Gründen nicht mehr an den Gruppentreffen in Düsseldorf teilnehmen – und die Fahrt im Berufsverkehr, einschließlich der Parkplatzsuche, war auch nicht einfach.
Der Besuch der Selbsthilfegruppen hat uns sehr gefehlt, daher entstand spontan die Idee, auch in Brüggen für den südlichen Niederrhein eine eigene Gruppe zu gründen. Mit der Unterstützung der AGUS-Bundesgeschäftsstelle und der BIS Selbsthilfekoordinationsstelle für den Kreis Viersen konnten wir im Herbst 2019, zwei Jahre nach dem Suizid unserer Tochter, den Grundstein für eine neue AGUS-Gruppe am Niederrhein legen.
Liebe Grüße
Ursula und Peter