Wir stellen uns vor
Katy
2010 habe ich meinen damaligen Partner durch seinen Suizid verloren. Er war erst 34 Jahre alt.
Ich war damals erst knapp 22 Jahre alt. Unsere Beziehung war einfach anders als vorherige. Wir haben viel unternommen, haben unglaublich viel miteinander gesprochen, sehr viel gelacht, zusammen gekocht und uns einen richtig schönen Alltag aufgebaut. Sein kleiner Sohn war damals an den Wochenende unser Mittelpunkt. Und plötzlich war alles anders.
Mein Leben hat sich von jetzt auf gleich vollkommen geändert. Meine Wohnung habe ich aufgegeben, meinen Job gekündigt und mich vollkommen neu orientiert. Dabei ist man in dem Alter doch sowieso schon in einer Phase, wo man sich mit vielen Tücken des Alltags erst einmal konfrontiert sieht und sich ganz neu aufstellt. Als junge erwachsene Frau, hatte ich kaum Ansprechpartner in meinem Freundes – und Bekanntenkreis. Unverständnis und unbeholfene Sprüche waren an der Tagesordnung.
Somit habe ich mich meistens über Internetgruppen, wie zum Beispiel die Facebookgruppe „Familie und Freunde – Trauer nach Suizid“ mit Betroffenen ausgetauscht.
Drüber reden konnte ich dennoch immer gut darüber. Auch mit Renés Familienangehörigen. Zu ihnen besteht der Kontakt auch immer noch. Wenn ich sie besuche, ist es schön zu sehen, dass die Bilder aus der gemeinsamen Zeit mit René immer noch an den gleichen Plätzen stehen wie damals.
Die Jahre sind im Nu verflogen. Die Trauer war immer präsent. Manchmal musste ich sie durch meine persönliche Situation unterdrücken, manchmal konnte ich sie ungehindert rauslassen.
Geblieben ist sie dennoch. Aber sie hat sich auch verändert in den ganzen Jahren.
Als der 10. Todestag anstand war es noch einmal unwahrscheinlich schwer. Viele Themen von damals kamen hoch, wollten besprochen werden.
So kam ich im Frühling 2021 dazu, zu einer AGUS-Selbsthilfe Gruppe zu gehen. Ein Schritt der mir schwer fiel. Viele Male hatte ich es mir schon vorgenommen und habe es dann gelassen.
Die Sorge nicht verstanden zu werden „weil es ja schon so lange her ist“ oder „weil ich doch nur die Freundin war“ hatten immer überwogen.
Völlig zu Unrecht, wie ich dann mit meinem ersten Besuch feststellte.
Ich fühlte mich direkt wohl und verstanden. Keiner hatte Vorurteile. Es fühlte sich gut an und so blieb ich.
Mittlerweile bin ich fester Bestandteil der Gruppe und merke von Mal zu Mal, dass man sich untereinander viel Halt geben kann. Jeder auf seine Weise und jeder aufgrund seiner Erfahrungswerte. Manchmal benötigt man einen anderen Blickwinkel um die Situationen auch mal anders zu betrachten.
Der Leitspruch „Tu stets, was dir gut tut“ ist ein wichtiger Bestandteil geworden in meinem Leben.